Ein Zeichen für den Frieden
Ein Kolleg von mir, der Pfarrer in Deutschland ist, schrieb neulich über die Angst der Menschen vor Terror und Gewalt. Auch wir in Brasilien kennen leider diese Angst. Pfarrer Tim Winkel versucht aber etwas Licht in dieser Dunkelheit zu setzen, indem er mit uns folgenden Text teilt:
Die Nachrichten, die uns dieses Jahr fast täglich neu erreicht haben, sind schlimm. Besorgt höre ich in den Nachrichten von Anschlägen und Überfällen in der Welt, aber auch in unserem eigenen Land.
Diese Gewalt, ob religiös oder aus anderen Beweggründen motiviert, betrifft uns alle. Dunkle Gedanken und trübe Aussichten machen sich breit. Schuldige werden gesucht. Gewalt und Hass ziehen weitere Kreise.
In unserem Umgang mit anderen Menschen entscheiden wir uns täglich, ob wir einen Beitrag zu einer friedlicheren Welt leisten. |
Inmitten dieser Realitäten stehen auch wir als christliche Gemeinde. Wir leben nicht auf einer Insel der Seligen - Wir können uns dem nicht entziehen. Sorgen und Angst kennen wir auch. Aber wir müssen nicht resignieren. Wir dürfen der Angst unsere Hoffnung entgegensetzen und so dem Dunkel die Hoffnung auf das Licht gegenüberstellen.
Manchmal ist es nur ein kleines Licht, dass wir haben: Aber es leuchtet! Und darauf kommt es an. Terror will Angst und völlige Dunkelheit. Keiner soll sich mehr sicher sein. Auch wir legen unsere Sorgen nicht einfach so ab. Trotzdem gibt es einen Haltepunkt in diesem Strudel: Gott will Frieden für diese Welt! Diese Welt ist noch nicht so wie sie mal sein soll, aber Gott sie nicht alleine lässt.
Inmitten von Dunkelheit ist er in Jesus Christus in diese Welt gekommen – gegen die Angst, als Zeichen des Lebens! Jesus sagt von sich selber das er das Leben ist. Dieses Leben hat auch den Tod überstanden. Davon künden wir als Christen in dieser Welt. Davon leben wir, das ist unser Halt und unser Trost. Wenn Gottes Reich einst vollends anbricht, dann gibt es keine Tränen und keine Angst mehr. Noch ist es nicht so weit, aber wir sind auf dem Weg. Und deshalb lassen wir uns nicht unterkriegen: Wir feiern fröhlich und hell unsere Gottesdienste. Wir erzählen Jung und Alt von unserem Glauben. Wir lachen mit den Kindern. Wir sagen in die Dunkelheit der Welt: Es gibt ein Licht. Mit dieser Hoffnung leuchtet uns der Morgenstern dann in unserem Herzen. Und dann ist kein Platz für Dunkelheit!
Was Pfarrer Winkel schrieb hat mich daran erinnert, dass ich mal ein kleines Metallkreuz als Geschenk bekam. Es ist hier abgebildet. Das auffallende daran ist, dass dieses Kreuz aus einer abgeschossenen Patronenhülse gefertigt wurde. Rohes Metall, geschnitten und aufgebogen, die scharfen Kanten etwas gefeilt. Am unteren Ende des Kreuzes ist als Zeichen des Todes noch die Patronenhülse zu erkennen. Überreste eines grausamen Krieges aus Liberia, in Afrika. Aus dem oberen Teil der Hülse entstand ein Kreuz, das christliche Symbol des Lebens aus dem Tod.
Die Geschichte der Metallkreuze haben schon viele Menschen weltweit zum Nachdenken angeregt. Ihr „Erfinder“, George Togba, war vor dem Krieg Automechaniker. Er und viele andere liberianische Männer und Kinder wurden von den Rebellengruppen als Soldaten gezwungen mitzukämpfen. Togba sah wie ihre Familie ermordet wurden und als 2003 die Kämpfe endeten, entschloss er sich, für den Frieden einzutreten: „In einem Traum kam mir die Idee, aus leeren Patronenund Granathülsen Symbole des Friedens zu machen“.
Zusammen mit über 30 Leidensgenossen fertigte er bisher viele tausend Metallkreuze. Das Projekt wird vom Lutherischen Weltbund unterstützt und mit dem Verkauf in andere Länder können diese Liberianer den Lebensunterhalt für ihre Familien sichern. Die Anfertigung der Kreuze dient ihnen auch als eine Therapie, um die schrecklichen Kriegserlebnisse zu verarbeiten.
Aus dem Symbol für Tod und Zerstörung ist also das Symbol für Leben und Liebe geworden. Auch die Bibel erzählt von einer solchen Verwandlung: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4; Micha 4,3).
Das kleine Metallkreuz bleibt aber zum Teil noch eine Waffe. Diese Patrone hat vielleicht einen Menschen das Leben gekostet. So ist dieses – wie das Kreuz wo Jesus starb – ein Zeichen dafür, dass das Tödliche und Absurde nicht einfach verschwindet, aber es ist in einer anderen Perspektive aufgehoben.
Visionen sind auch heute notwendig als eine Kraftquelle zur Veränderung dessen, was verändert werden kann. Angesicht der Gewalt, die unsere Welt beherrscht, sind Friedens- und Lebenszeichen dringend notwendig. Kleine Schritte zum Frieden sind möglich. Auch in unserem Umgang mit anderen Menschen entscheiden wir uns täglich, ob wir einen Beitrag zu einer friedlicheren Welt leisten.
Friede sei mit Euch!
Pfarrer Jaime Jung