Jornal Evangélico Luterano

Ano 2016 | número 792

Quinta-feira, 21 de Novembro de 2024

Porto Alegre / RS - 07:58

Deutsche Seite - Teólogo Jaime Jung

Willkommen zu Hause!

   Jesus erzählte seinen Jüngern Geschichten in Form von Gleichnissen. Das sind Geschichten in denen sich die Jünger, aber auch wir, uns wieder finden können. Eines der ergreifendsten Gleichnisse ist das des verlorenen Sohnes, aus Lukas 15:

  „Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne.

   Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land; und dort brachte er sein Erbteil um mit Prassen.

   Als er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben.“

   Der Sohn zog in die Ferne um sein Leben zu finden, aber er verlor es. Aus dem kurzzeitigen Überfluss wurde große, selbstverschuldete Not. Der Vater hatte ihm alles mitgegeben und es war doch so viel. Aus dem Vielen wurde in kurzer Zeit sehr wenig und zu dem Wenig kam auch noch eine große Hungersnot. Ihm blieb nur noch ganz mindere Arbeit: Schweine hüten. Dabei beneidete er die Tiere um ihren Fraß. Fragen kamen in ihm auf: Wie war das noch bei meinem Vater? Sehnsucht machte sich breit. „Ich gehe zurück zu meinem Vater und bitte ihn, bei ihm Knecht sein zu dürfen.“

   Wer sich von Gott entfernt leidet immer Not, auch wenn man es häufig nicht wahrhaben will. Die Fülle des Lebens ist immer nur in der Nähe unseres Vaters fühlund erfahrbar. In der Welt verhungert man, aber beim Vater wird man gesättigt. Nicht nur mit Brot, sondern auch mit göttlicher Fülle. Diese Fülle ist mit nichts vergleichbar.

Mit offenen Armen kommt Gott uns entgegen, wenn wir neu nach ihm fragen und seine Gemeinschaft suchen.

   Und was ist mit dem Vater? In all seinem Tagewerk hebt er seine Augen immer wieder zum Horizont. Ihm kommen die Tage seit der Trennung von seinem Kind wie Ewigkeiten vor. Ewigkeiten, in denen er auf den wartet, der verlorenging. Und der doch zu ihm gehört.

   Und er wartet mit großer Sehnsucht, er hat die Hoffnung nicht aufgeben. Wann endlich erinnert sich der Verlorenengegangene an den Ort, an dem er doch zu Hause ist?

   Und der Sohn machte sich auf: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“

   Endlich ist er wieder da, der so lange vermisst wurde. Was für eine große Freude entsteht jetzt in dem ausgehungerten Herz des Vaters. Im Gleichnis heißt es: „Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn.“

   So ist Gott – sagt Jesus. Wie ein guter Vater. Einer, der u n s entge - genrennt. In keiner Religion der Welt, in keiner Philosophie hören wir von einem solchen Gott.

   Jesus sagt auch: „Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten.“ (Lukas 5,31). 

   Das heißt für mich: Egal, wie weit ich mich manchmal von Gott entfernt haben mag; egal, ob ich auf krumme Wege geraten bin – es gibt bei Gott keine hoffnungslosen Fälle! Ich darf immer wieder zu ihm kommen und Vergebung erfahren! Ich muss nur sagen: „Ich will …“ Ich will in diesen Armen dieser Barmherzigkeit landen; ich will ein Kind Gottes sein; ich will mich beschenken lassen; ich will mich lieben lassen; ich will einmal zu Hause ankommen! Ich will neu anfangen können! Wende statt Ende!

   Was heißt das für die Gemeinde Jesu? Wir sind als Gemeinde keine Ansammlung von guten Menschen! Von Leuten, die keine Fehler machen, sondern von Menschen, die umgekehrt sind von gottlosen Wegen in die barmherzigen Arme Gottes! Wir brauchen immer die Vergebung Gottes! Wir brauchen seine ausgebreiteten Arme und dass er uns – in Jesus Christus – entgegenläuft …

   Möge Gott uns die Kraft verleihen, dieses nicht nur zu erkennen, sondern auch zu leben: dass neuer Anfang möglich ist; dass das vermeintliche Ende ein neuer Anfang sein kann; und dass wir als Gemeinde so leben, dass andere bei uns neue Hoffnung für ihr Leben schöpfen und es auch so erleben: „Willkommen zu Hause!“

   Der Vater wartet sehnsüchtig auf uns und nimmt uns auf. Er kleidet uns mit dem Kleid der königlichen Würde und feiert mit uns ein ewiges Fest. „Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.“

So spricht Gott
Ich wollte dir schon immer sagen: ich bin für dich da.
Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.
Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt.
Meine Liebe bleibt seit Ewigkeit gleich,
ob du dich abwendest oder dich mir zuwendest:
Rede, schreie, bete an, lauf fort, komm wieder.
Mit ewiger Liebe liebe ich dich.
Meine Liebe zu dir war schon längst wirksam,
bevor du auf die Welt gekommen bist.
Was immer du tust, ich gehe dir nach.
Ich verlasse dich auf keinen Fall, denn ich liebe dich.
(Gedicht von Martin Gutl)

 

 

 

Pfarrer Jaime Jung

 

 

 

 

 

 

 

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