Jornal Evangélico Luterano

Ano 2010 | número 729

Quinta-feira, 21 de Novembro de 2024

Porto Alegre / RS - 09:13

Deutsche Seite - P. Lindolfo Weingärtner

Drogen, die Verrücktmacher

   Im Jahre 1957 verbrachte ich als Austauschpastor einige Monate in Texas, USA. Auf der Farm eines Pferdezüchters wurde mir eine wildwachsende Pflanze gezeigt, die sie dort mit dem spanisch-englischen Wort “Locoweed” bezeichneten, wörtlich: “das Unkraut, das verrückt macht”.
   Der Farmer erzählte mir, dass manche seiner Pferde die Pflanze einmal fraßen, und dann nichts anderes mehr fressen wollten. Sie wurden mager und schwach, und man musste sie einsperren und im Stall füttern. Die meisten Pferde jedoch, so sagte der Mann, rührten die Pflanze einmal an und dann nie wieder. Sie hatten offenbar den richtigen Pferdeverstand, sie spürten instinktiv, dass es hier um ihr Leben ging.
   Ich sah kürzlich einen Film über Tiere – Wildschweine, Elefanten, Affen, die sich in Afrika an den abgefallenen, gärenden Früchten der Marolabäume berauschen, und die regelrecht süchtig auf die alkoholhaltigen Früchte geworden waren. Der Film stimmte einen traurig. Man dachte an die vielen Menschen, die dieser primitiven Gier verfallen sind.
 

*** Die Droge dient nicht dem Leben, wie die Hormone.
Sie entfremdet den Menschen, macht ihn “verrückt”
***


  
Ja, sagst du, in Afrika, das sind unvernünftige Tiere. Aber der Mensch? Das einzige vernunftbegabte Wesen - warum sollte er sich bewusst verrückt machen lassen? Ist das nicht ein Widerspruch zu seinem tiefsten Menschsein? Ja, das ist es. Ein Widerspruch zu seinem tiefsten Menschsein. Sollte Gott den Menschen, sein Ebenbild, dazu geschaffen haben, sich wie ein Irrer zu gebärden?
   Man braucht kein Arzt zu sein, um den Mechanismus der Drogen in unserem Körper zu verstehen. Drogen sind Schmarotzer . In unserem Organismus wirken Drüsen, die Hormone, z.B. die Sexualhormone, (Wirkstoffe) erzeugen, die Leib und Seele dirigieren. Unser Körper produziert seine eigenen Schmerzmittel, seine Kampfstoffe (das Adrenalin), ja, sogar seine eigenen Schlafmittel.
   Diese internen Wirkstoffe dienen dem Leben, dem feinen Zusammenspiel von Leib und Seele. Ohne sie wäre der Mensch “ein Waschlappen”. Nun nimmt jemand eine Droge. Der Schmarotzer will nun die Stelle der Hormone einnehmen, erzeugt kurzzeitig ein ähnliches Wohlbefinden, aber die Droge dient nicht dem Leben, wie die Hormone.
   Sie macht den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes “verrückt”. Das feine Zusammenspiel von Leib und Seele ist dahin. Der vernunftbegabte Mensch wird wie das kranke Pferd des Texaners. Er hat sich verrückt machen lassen. Ist das nicht ein Jammer, ein wahrer Jammer?
   Ja, esistein Jammer. Was können wir tun, um einen Menschen von seiner Sucht zu befreien? Ihn einsperren, wie das Pferd des Texaners? Sanatorien und Entziehungskuren? Ja, aber das muss die Ausnahme bleiben. Mit dem vernunftbegabten Wesen Mensch kann man nur über seine eigene Vernunft verhandeln – über die Vernunft, die zu ihrem Schöpfer zurückgebracht werden muss.
   Die “Grundverrücktheit” des Menschen, seine Gottlosigkeit, muss erst einmal geheilt werden, damit der drogenkranke Mensch die Kraft aufbringt, sein Locoweed aufzugeben. “Hilf, Menschen dieser Hölle zu entreissen”!

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