(von Pastor Jörn Foth)
Das Wort „Karneval“ kommt von dem lateinischen „carnem levare“ und bedeutet „das Fleisch wegnehmen“. Eigentlich ist es eine Erfindung der Kirche: Ab Aschermittwoch war im Mittelalter strenges Fasten bis Ostern vorgeschrieben und dazu gehörte der völlige Verzicht auf Fleisch. Die Kirche wollte, dass die Menschen den Aschermittwoch feiern und die Fastengebote einhalten, deshalb brauchte man den Karneval. Die Kirche hat den Leuten also eine Zeit der Ausgelassenheit und Zügellosigkeit zugestanden, um die Zeit der Askese erträglich zu machen. Martin Luther hat gegen den Karneval geschimpft, auf der anderen Seite hat die Reformation aber auch die strengen Fastengebote aufgehoben. Bis heute kann man feststellen, dass Karneval nur in katholisch geprägten Ländern und Gegenden gefeiert wird. Der immer geringer werdende Einfluss der Kirche hat dazu geführt, dass die Fastenzeit nicht mehr so ernst und genau genommen wird. Karneval jedoch wird immer noch so ausgelassen wie eh und je gefeiert. Der Ethnologe Michi Knecht sagt: „Das Spektakel bietet den Menschen eine Gemeinschaft“ und der Psychologe Wolfgang Oelsner meint sogar: „Im Karneval wird der Mensch bedingungslos angenommen, wie er ist“. Wenn das stimmt, dann spricht das Karnevalfeiern auch wichtige religiöse Sehnsüchte an.
Als Jesus einmal von den Pharisäern kritisiert wird, weil er und seine Jünger nach ihrer Meinung zu viel feiern und zu wenig fasten, da antwortete er: „Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist?“ (Markus 2, 19).
Die Gegenwart Gottes in unserem Leben lädt zum Feiern ein, um unserer Freude Ausdruck zu geben. Die Abwesenheit Gottes verlangt nach Fasten, um die Sinne wieder zu schärfen für seine Gegenwart . Beides gehört zur Realität unseres Lebens und unseres Glaubens.