Dia Mundial de Oração 1964 (Handreichung für den Weltgebetstag der Frauen)

14/02/1964

Handreichung für den Weltgebetstag der Frauen am 14.2.1964

Meditation über Johannes 15,17 :

So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.

Spüren wir das Aussergewöhnliche, das Umstürzende dieser Einladung?

Wenn uns diese Worte gesagt werden, sind wir wie begierige Kinder und hören als erstes und vor allem den zweiten Teil des Verses: «ihr werdet bitten, was ihr wollt». Eine wunderbare Möglichkeit wird uns hier angeboten. Und wir haben das Recht, sie zu ergreifen. Nicht mehr hinunterschlucken und zum Schweigen bringen sollen wir unsere Wünsche und Pläne, unsere Unruhe, unsere Hoffnungen, sondern aussprechen. Nicht mehr uns zurückziehen in uns selbst. Nicht mehr verstecken, was im Innersten unseres Herzens wohnt, Sondern es frei sagen, ohne Hemmung und Vorbehalt. «Bittet, was ihr wollt...» So liegt denn in dieser Aufforderung zum Beten zunächst ein grenzenloses Wohlwollen, das den Menschen herausreisst aus seiner Einsamkeit, das ihn sich umwenden lässt zu einem anderen hin, dem er sich öffnen, dem er sich mitteilen kann.

Aber  w e m  sich öffnen?  W e n  bitten?

Jesus fügt hinzu: «... und es wird euch widerfahren». Mit diesem Versprechen, das hier mit einer wohltuenden Eindeutigkeit gegeben wird, gehen wir in unserer Betrachtung einen Schritt weiter. Das Gebet, um ,das es hier geht, ist nicht nur ein Schrei, mit dem wir uns selbst Luft zu schaffen versuchen denn dann wäre es ein Schrei in die Leere hinaus, ein Schritt ins Dunkle hinein. Hier sind wir nicht auf irgendeinem Wege, sondern hier ist von dem Weg die Rede wo es Antwort gibt für unser Rufen, Erhörung für unser Bitten. Wir sind nicht irgendwelche Bettler, sondern die, denen gesagt ist: « ... es wird euch widerfahren».

Wir sprechen also nicht in ein Schweigen hinein, bleiben nicht ohne Echo. Wir sind vor Gott, der uns hört. Und das stellt unsere Bitten in ganz neue Dimensionen. Wir stehen vor Gott. Wir sprechen zu ihm, dem Heiligen, dem All-Mächtigen. Er ist es, er in seiner Majestät, zu dem unsere Bitten aufsteigen. Er ist es, der Herr der Welt, den wir sehnsüchtigen Herzens anflehen. Aber ist das denkbar? Ist es nicht ein massloser Anspruch, ihn um irgend etwas bitten zu .wollen wir ihn? Wollen wir ihm vorschreiben, was er tun soll? Soll er seinen Plan ändern und dem zustimmen, was wir uns wünschen? -- Vor der Heiligkeit und Majestät Gottes kann man sich nur in Anbetung beugen. Wie sollte man betteln vor ihm? Welchen Sinn sollte vor ihm ein Gebet voller Wünsche haben? Wer hätte sie noch nicht erfahren, jene Zeiten, in denen uns das Bitten unmöglich erscheint und wir von dieser Angst gepackt werden, von diesem Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füssen zu haben: Ich beuge mich vor dir, o Gott, aber wer bin ich denn, dass ich es wagen sollte, dich um irgend etwas zu bitten?!

Aber diese Einladung zum Bitten ist nun kein anonymes, kein unpersönliches Angebot. Der sie uns sagt, begründet sie mit den Worten: « So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben...» Das führt uns in die Mitte des Gebets, dorthin, wo es sein Geheimnis hat. Wir sind also nicht uns selbst ausgeliefert, um mühsam und beschwerlich einen Weg zu suchen durch die verschiedenen Situationen dieser Welt, in die unser Schicksal uns führt. Das Bild vom Weinstock und seinen neben sagt uns: Wir sollen wachsen und Frucht bringen aber nicht wie arme vereinzelte Pflanzen, hier und dort verstreut, auf schlechtem Boden und allen Unbilden des Wetters preisgegeben.. Das ist das grosse Wunder, dass Gott der Allmächtige, fern und unnahbar für unsere Mittelmässigkeit und unsere Schuld, sich uns genähert hat. In unsere Mitte ist er gekommen in Jesus Christus. Und nun gibt es eingepflanzt in unsere menschliche Existenz diesen Weinstock, durch den die Gnade Gottes uns als die Reben festhält. Gott wohnt nicht in majestätischem. einsamen Schweigen. Er hat zu uns gesprochen. Und seine Worte sind mitten unter uns wie die Worte eines Vaters. Durch seinen eingeborenen Sohn sind wir nicht mehr vereinzelte und verlorene Wesen, sondern seine Kinder, die der heilige Geist zu sagen treibt: «Abba, lieber Vater!» So kommt das Beten ins richtige Licht: Durch Jesus Christus und durch seinen Geist stehen wir tatsächlich vor Gott, sind wir vor ihn geführt, ihm gegenübergestellt, in die Zwiesprache mit ihm genommen. In diesem Licht kann unser Beten nichts anderes mehr sein als ein Teilnehmen am Leben Gottes, das uns in Christus offensteht. Alles, was wir sagen und bitten, kann: nur eine Antwort sein an den, der zuerst zu uns gesprochen hat. Und dann werden unsere Gebete die Früchte der Reben sein, die aus der Kraft des Weinstocks wachsen.

Wenn es so ist, dann gehören Bitte und Erhörung untrennbar zusammen. Anders kann es gar nicht sein, wenn unser Gebet (nach dem Wort von Calvin) «ein Gebet durch den Mund Jesu Christi» ist, ja, wenn jeder von uns vor Gott gleichsam ein Satz in dem Gebet Jesu ist, das er für uns gebetet hat.

Was müssen wir nun tun, damit dies Wirklichkeit werden kann? Was tun, damit alle Gebete, die aus unseren Herzen aufsteigen, alle, die uns auch an diesem Weltgebetstag miteinander verbinden, wirkliche Gebete werden, Gebete, die aus Demut und Kühnheit wachsen, aus Ehrfurcht und Vertrauen? Unser Text sagt es uns einfach und eindeutig: Wir sollen in ihm bleiben, und seine Worte sollen in uns bleiben. Nur dies ist wichtig: sich nicht entfernen von ihm, die Rebe nicht losreissen vom Weinstock. Nur dies ist zu tun: ihn hören, demütig nach seinem Wort leben, ohne Hochmut und ohne Furcht, mit unserem ganzen Sein. Dann werden unsere Gebete «Gebete in Jesus Christus» sein.

Herrade Mehl.


Zur Vorbereitung des diesjährigen Weltgebetstages.

Die Gottesdienstordnung ist in diesem Jahr nicht von den Frauen eines bestimmten Landes, sondern gleichsam in Vertretung für alle von Dr. Madeleine Barot geschrieben worden, die im Weltrat der Kirchen in Genf die Abteilung «Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau in Kirche Familie und Gesellschaft» leitet. Darum steht im Mittelpunkt diesmal der Gedanke der Einheit - der Einheit der Kirche im Gebet zu ihrem Herrn, der sie über alle Grenzen und auch über die Schranken zwischen den Konfessionen hinweg zusammenführt. So sind in diese Ordnung ganz bewusst verschiedene Traditionen aufgenommen, darunter ein Gebet aus der orthodoxen Kirche und eines von dem französischen Katholiken Charles de Foucauld.

Der Gottesdienst dieses Weltgebetstags ist eine Entfaltung der verschiedenen Stücke eines Gebets: Auf die Anbetung mit den Worten des alttestamentlichen Lobgesangs folgt der Dank dafür, dass Gott uns durch seinen Sohn zu sich gerufen und in seiner einen Kirche zueinander geführt hat, und die Bitte um den heiligen Geist, dass er diese Einheit unter uns wachsen lasse. Das Bussgebet nach der Ansprache bekennt, wie wenig es uns oft um das Gespräch mit Gott und das Einssein mit den Menschen zu tun ist. Die Fürbitten lassen weiter sichtbar werden, dass unser Beten am Weltgebetstag den ganzen Erdkreis umspannt. Das alte Gebet aus der orthodoxen Kirche umgreift die ganze Welt. Bei manchen seiner Sätze werden wir in unserem Land, besonders an die vielen denken, die von uns getrennt sind. Die Bitten, die uns die Frauen der anderen Kontinente gesandt haben, lassen uns einen Blick in ihre Fragen tun und diese dann zu unseren Bitten werden.


Zur Durchführung des Gottesdienstes:

Das Grusswort zum Beginn soll zwar kurz sein, ist aber besonders wichtig. Es geht darum, in ein paar möglichst anschaulichen Bildern die Gedanken auf die grosse Gemeinschaft des Weltgebetstags hinzuführen, der die Frauen aller Länder zum gemeinsamen Gebet zusammenruft. Ein Ferngespräch aus einer Gross-Stadt in Frankreich: «Eine junge Ausländerin sitzt mit ihrem kleinen Kind verlassen in unserer Stadt. Sie weiss keinen Rat. In ihrer Heimat darf sie den Vater ihres Kindes nicht heiraten, weil er einer anderen Kirche angehört. Können Sie helfen?» Aus einem arabischen Staat wird geschrieben: «Wir brauchen einige erfahrene Fürsorgerinnen, die unsere Frauen, für die es noch völlig ungewohnt ist, ausserhalb der Familie zu arbeiten, ausbilden. Können Sie uns welche vermitteln?» Ein anderer, vor kurzem unabhängig gewordener Staat fragt an: «Wir müssen eine neue Familiengesetzgebung entwerfen. Was sagt der christliche Glaube über das Zusammenleben von Mann und Frau in der Ehe und über ihre Stellung in der Familie?» .— Eine Kirche möchte wissen: «Ist es recht, eine Frau zum Pfarrer zu ordinieren? Wie denken die anderen Kirchen darüber?»

Alle diese Fragen und Bitten gehen an die gleiche Adresse, an Dr. Madeleine Barot, die als Mitarbeiterin im Weltrat der Kirchen die Gottesdienstordnung für den diesjährigen Weltgebetstag geschrieben hat. «Zusammenarbeit zwischen Mann und Frau in Kirche, Familie und Gesellschaft» heisst die Abteilung, die sie leitet. Hinter diesem Namen verbergen sich Grundfragen unseres Lebens in der heutigen Welt. Ueberall haben sich die Formen des Zusammenlebens zwischen Männern und Frauen gewandelt. Nicht nur bei uns, sondern auch in Asien und Afrika fragen heute die jungen Männer und Frauen nach der richtigen Gestaltung der Ehe. Von heute auf morgen haben viele von ihnen eine Umstellung zu leisten, die sich bei uns in etwa hundert Jahren vollzogen hat: die Umstellung von einem nach alter Tradition geordneten Leben in der Grossfamilie zur modernen Kleinfamilie, in der Mann und Frau in völlig ungewohnter Freiheit ganz auf sich gestellt sind. Da ist zum Beispiel die Frage: «Dürfen Mütter berufstätig sein?» Wir sagen oft, ihre nächstliegende Aufgabe sei, die Familie zu versorgen. Was ist aber dort zu sagen, wo der Verdienst des Mannes nicht ausreicht, um alle Familienglieder zu ernähren — wie es in vielen Teilen der Erde der Fall ist? Oder in den jungen Staaten, wo es noch so wenig Aerzte, Krankenschwestern, Lehrer und überhaupt gut ausgebildete Kräfte gibt, dass man auf keine einzige verzichten kann, auch nicht auf die Mütter? Oder: «Was für Arbeitsbedingungen müssen für berufstätige Frauen gelten?» Oder: «Was kann man dort tun, wo Frauen weit unter dem Wert ihrer Arbeit bezahlt werden, weil die heimische Tradition nur eine Entlohnung der Arbeit der Männer kannte?» Und immer wieder die Frage der unheimlich schnellen Bevölkerungszunahme, die für die Nationen Asiens geradezu zur Existenzfrage geworden ist. — Jede dieser Fragen rührt an das Schicksal von Millionen einzelner Menschen.

Darum ist Madeleine Barot überzeugt, dass es die Aufgabe der Christen in allen Ländern und Kirchen ist, hier mitzudenken, mitzuarbeiten und ganz praktisch zu helfen. Dafür setzt sie sich mit allen Kräften ein. So hilft sie heute den afrikanischen Frauen mit einer Mütterschule wie der in Mindolo oder mit Ehe-Seminaren in ihren Fragen, wie man als Christ in der heutigen Welt in Ehe und Familie leben kann. So berät sie morgen auf einer Konferenz in Asien über den Beitrag der christlichen Frauen irr öffentlichen Leben. So bemüht sie sich um Ausbildungsmöglichkeiten für die Frauen der fernen Pazifischen Inseln. So studiert sie gemeinsam mit den europäischen Frauen die Frage: «Wie können wir in unserer Zeit die Kinder gut auf die Ehe vorbereiten?»

In unserer Welt, die so zerrissen ist in Spannungen zwischen den Völkern, von Misstrauen zwischen den Rassen, von Vorurteilen zwischen den Kirchen, ist es nicht selbstverständlich, dass es solche Menschen des Vertrauens gibt wie Madeleine Barot. Dieses Vertrauen ist auch nicht von allein entstanden. Es ist allmählich gewachsen aufgrund eines geduldigen Bemühens um die anderen. Das Geheimnis ihrer Arbeit im Weltrat der Kirchen ist, dass Madeleine Barot Menschen gelten lassen kann, die völlig anders sind. Um welches Land, um welche Situation es auch geht, immer nimmt sie das Gesetz alles Lebens ernst, nachdem jeder von den Gaben der anderen lebt und jeder eine Gabe hat. Diese lieberzeugung hat auch in ihrer Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag Ausdruck gefunden. Neben den Fürbitten, die wir der jahrhunderte-alten Tradition der orthodoxen Kirche Griechenlands verdanken, steht da -- vielleicht ungewohnt für uns — das Gebet eines französischen Katholiken unserer Zeit und lässt uns etwas ahnen von der unbedingten Hingabe des Menschen an Gott. Und die Bitten der Frauen aus den anderen Kontinenten weiten uns den Blick auch für unsere eigenen Aufgaben.

In jedem Land gehen die Frauen am Weltgebetstag ihr Opfer — hier ein Bündel Bananen, dort eine Schale Reis, Münzen in allen Währungen der Welt. Wie reich oder arm die Geber sein mögen, fast überall wandern ihre Gaben an diesem Tag weit hinaus, um Menschen in fremden Ländern zu helfen.

Vorschlag für die Kollektenankündigung:

«Nach unserer gemeinsamen Fürbitte wollen wir zu den Menschen, für die wir gebetet haben, nun auch mit unserem Opfer stehen. Vor den afrikanischen Frauen Iiegen grosse Aufgaben. Sie möchten am Aufbau ihrer jungen Nationen und ihrer Kirche mithelfen. Unsere Gaben sind in diesem Jahr bestimmt für den Dienst einer Gemeindeschwester in Afrika, welcher durch die Aeussere Mission in Leipzig geschieht».


Quelle: Arbeitshilfe 1964 - Frauenhilfe der Evangelischen Kirche in Rio Grande do Sul, Seite 19
 


Âmbito: IECLB / Organismo: Dia Mundial de Oração - DMO
Natureza do Texto: Artigo
ID: 50433
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