Wie soll ich dich empfangen

Lied

01/12/1653

 

1. Wie soll ich dich empfangen
 Und wie begegn' ich dir?
 O aller Welt Verlangen,
 O meiner Seelen Zier!
 O Jesu, Jesu, setze
 Mir selbst die Fackel bei,
 Damit, was dich ergötze,
 Mir kund und wissend sei.

 2. Dein Zion streut dir Palmen
 Und grüne Zweige hin,
 Und ich will dir in Psalmen
 Ermuntern meinen Sinn.
 Mein Herze soll dir grünen
 In stetem Lob und Preis
 Und deinem Namen dienen,
 So gut es kann und weiß.

 3. Was hast du unterlassen
 Zu meinem Trost und Freud?
 Als Leib und Seele saßen
 In ihrem größten Leid,
 Als mir das Reich genommen,
 Da Fried und Freude lacht,
 Da bist du, mein Heil, kommen
 Und hast mich froh gemacht.

 4. Ich lag in schweren Banden,
 Du kommst und machst mich los;
 Ich stund in Spott und Schanden,
 Du kommst und machst mich groß
 Und hebst mich hoch zu Ehren
 Und schenkst mir großes Gut,
 Das sich nicht lässt verzehren,
 Wie irdisch Reichtum tut.

 5. Nichts, nichts hat dich getrieben
 Zu mir vom Himmelszelt
 Als das geliebte Lieben,
 Damit du alle Welt
 In ihren tausend Plagen
 Und großen Jammerlast,
 Die kein Mund kann aussagen,
 So fest umfangen hast.

 6. Das schreib dir in dein Herze,
 Du hochbetrübtes Heer,
 Bei denen Gram und Schmerze
 Sich häuft je mehr und mehr.
 Seid unverzagt, ihr habet
 Die Hilfe vor der Tür;
 Der eure Herzen labet
 Und tröstet, steht allhier.

 7. Ihr dürft euch nicht bemühen
 Noch sorgen Tag und Nacht,
 Wie ihr ihn wollet ziehen
 Mit eures Armes Macht.
 Er kommt, er kommt mit Willen,
 Ist voller Lieb und Lust,
 All Angst und Not zu stillen,
 Die ihm an euch bewusst.

 8. Auch dürft ihr nicht erschrecken
 Vor eurer Sündenschuld.
 Nein, Jesus will sie decken
 Mit seiner Lieb und Huld.
 Er kommt, er kommt den Sündern
 Zum Trost und wahren Heil,
 Schafft, dass bei Gottes Kindern
 Verbleib ihr Erb und Teil.

 9. Was fragt ihr nach dem Schreien
 Der Feind und ihrer Tück?
 Der Herr wird sie zerstreuen
 In einem Augenblick.
 Er kommt, er kommt, ein König,
 Dem wahrlich alle Feind
 Auf Erden viel zu wenig
 Zum Widerstande seind.

 10. Er kommt zum Weltgerichte,
 Zum Fluch dem, der ihm flucht,
 Mit Gnad und süßem Lichte
 Dem, der ihn liebt und sucht.
 Ach komm, ach komm, o Sonne,
 Und hol uns allzumal
 Zum ewgen Licht und Wonne
 In deinen Freudensaal.


Autor(a): Paul Gerhardt
Âmbito: IECLB
ID: 24035
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