Verlautbarung des 23. Konzils der IECLB

19/10/2002

Ich lehrte Ephraim [mein Volk] gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten’s nicht, wie ich ihnen half. Ich ließ sie ein menschliches Joch ziehen und in Seilen der Liebe gehen und half ihnen das Joch auf ihrem Nacken tragen und gab ihnen Nahrung. Hosea 11, 3-4.

Als Abgeordnete aus den mehr als 1800 Gemeinden und den 18 Synoden der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien waren wir in den Tagen vom 16. bis 20. Oktober in Santa Maria de Jetibá, Bundesland Espírito Santo, zum 23. Konzil versammelt. Zusammen mit den Gästen aus brasilianischen und ausländischen Schwesterkirchen haben wir gleich bei unserer Ankunft, dank der herzlichen Aufnahme, konkret erfahren, wie liebevoll Gott uns in seinen Schoß aufnehmen will. Wir waren beeindruckt und bewegt von der spontanen Zuwendung und der Spiritualität, von Gesang und Musik, von dem Kulturgut und dem Mut der Evangelischen lutherischen Bekenntnisses, die es gewagt haben, zwischen den Bergen der Serra do Mar eine neue Lebensgrundlage zu suchen und dort Gemeinden aufzubauen.

Unter diesen günstigen Gegebenheiten haben wir gemeinsam gefeiert, den Weg der IECLB in den letzten Jahren geprüft und künftige Schritte geplant. Mit Freude konnten wir feststellen, daß wir wachsen in der Wahrnehmung des Missionsauftrags unserer Kirche. Zeichen dafür sind die Zunahme der Arbeitsfelder, das Erstarken der speziell missionarischen Ausbildung, die Reife der Diskussion über theologische Differenzen und vor allem die große Zahl von neuen Führungskräften, die in den Gemeinden und in ihrer Umwelt bereit sind, Gott mit ihren Gaben zu dienen.

Für diejenigen, die auf diesem Konzil in das Präsidium der Kirche gewählt wurden, stellt sich die Aufgabe, den missionarischen Aktionsplan fortzuführen und zu vertiefen, das öffentliche Zeugnis unseres Glaubens in der Gesellschaft stärker zu Gehör zu bringen, Wege und Maßnahmen zur Stärkung der Einheit der Kirche zu empfehlen und weiterhin die Ausbildung und Fortbildung von kirchlichen MitarbeiterInnen und Führungskräften zu fördern.

Unter den Entschließungen dieses Konzils können wir besonders hervorheben die neue Ordnung für die vier von der IECLB anerkannten Ämter, d. h. das pastorale, das katechetische, das diakonische und das missionarische Amt. Diese Auffächerung des kirchlichen Amtes für spezielle Dienste soll dem umfassenden Zeugnis des Evangeliums in den Parochien und Gemeinden zugutekommen. Die kirchliche Lebensordnung Nossa Fé – Nossa Vida (Unser Glaube – unser Leben) wurde in ihrer revidierten Fassung und mit der Empfehlung angenommen, daß sie in den Gemeinden, hauptsächlich in leitenden Gremien und Presbyterien, gründlich gelesen wird. Weiterhin hat das Konzil, nachdem die Sache über mehrere Jahre geprüft und in einigen Gemeinden versuchsweise praktiziert worden war, jetzt einmütig in dem Sinne entschieden, daß wir die Kinder beim Abendmahl nicht ausschließen dürfen. Diesbezüglich wird Studienmaterial zur besseren Orientierung der Gemeinden und Pfarrstellen noch verteilt werden.

Die erfreulichen Aspekte und Erfolge, die wir auf diesem Konzil verzeichnen konnten, haben uns jedoch nicht blind gemacht für die enormen Schwierigkeiten in unserer heutigen Welt. Wir sind beunruhigt durch die Kriege, die schon im Gange sind oder für die man sich rüstet, durch die Gewalt in allen ihren Äußerungen, durch das Elend und die Exklusion infolge der Globalisierung. Wir sind in Sorge und fühlen uns herausgefordert im Blick auf die heikle Situation unseres Landes; denn die Probleme betreffen direkt unser Volk und damit auch die Glieder unserer Kirche. Diese Wirklichkeit verlangt unsere Gebete und unseren Einsatz für Gerechtigkeit und für konkrete Zeichen der Solidarität.

Wir haben Hoffnung und danken dem Gott der Liebe und der Gerechtigkeit, der uns in seiner Barmherzigkeit hier versammelt hat. Er läßt uns die verschiedenen Weisen, zu leben und zu glauben als reiche Vielfalt erkennen. Zuletzt laden wir alle Pfarrstellen und Gemeinden ein, in den Tagen des 7. und 8. Dezember die “Hände ans Werk” zu legen und so gemeinsam den Tag der Jahreslosung 2002 (Dia Mãos à Obra) zu begehen. Gleichzeitig rufen wir alle MitarbeiterInnen und Gemeindeglieder auf, mit uns [gemäß der Jahreslosung 2003] zu bekennen und zu betonen: Es gibt Rettung für unsere Welt (Nosso mundo tem salvação). Damit sind wir aufgerufen, im Vertrauen auf das Reich Gottes uns einzusetzen für die Überwindung jeglicher Art von Gewalt, Ungerechtigkeit und Leiden; denn dazu ermutigt uns die Verheißung, daß Gott selbst alle Tränen von den Augen abwischen wird. (Offenbarung 21,4)

Santa Maria do Jetibá, am 20. Oktober 2002
Die Konzilsmitglieder
 

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Quisera não ter outro pensamento que este: a ressurreição aconteceu para mim!
Martim Lutero
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