Menschenhandel: eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, Kirchen und Religionen

06/03/2014

 Aus dem Internet “Portal Luteranos“ der IECLB - Igreja Evangelica de Confissâo Luterana no Brasil (Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien) 


Tráfico Humano: um desafio para toda sociedade, igrejas e religiôes

Menschenhandel: eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft, Kirchen und Religionen.

Vor einigen Tagen hat Adidas Weltmeisterschafts-T-Shirts mit aufreizendem Sexuallogo vom Markt zurückgezogen. Eins der T-Shirts in grün zeigte den Slogan “Ich liebe Brasilien“ wobei das dargestellte Herz die Form eines Bikini-Popos zeigte. Ein anderes in gelb zeigte den Slogan “lookin‘ to score“ was übersetzt heißen kann “auf der Suche nach Toren“, was aber auch eine Anspielung auf “Frauen aufreißen“ bedeuten kann.

Die Entfernung der T-Shirts vom Markt war nur möglich, da viele Menschengruppen in den verschiedenen Medien gegen den Verkauf der T-Shirts öffentlich demonstrierten.

Außerdem war von entscheidender Bedeutung, dass Präsidentin Dilma Roussef auf Twitter sofort ihr Missfallen über die sexuellen Anspielungen auf den Adidas T-Shirts ausdrückte.
Ebenfalls veröffentlichte das Regierungs-Sekretariat für Menschenrechte eine scharfe Stellungnahme gegen die Herstellung von T-Shirts mit sexuellen Anspielungen und das auch noch unter Verwendung der National- Farben und den Symbolen Brasiliens.

Sie machten deutlich, dass Vorgehensweisen in diese Richtung eindeutig bedeuten, kriminelle Praktiken des Sex-Tourismus zu provozieren und außerdem eine Verletzung der Menschenrechte, für die sich das Land permanent einsetzt, darstellen.

Nur gemeinschaftliche Aktionen, wie das angeführte Beispiel, können definitiv den Sextourismus und den Menschenhandel, d.h. von Frauen, Kindern, Jugendlichen, Arbeitern, in Brasilien und der ganzen Welt bekämpfen.

Die meisten Opfer des Menschenhandels sind arme Leute. Es ist traurig, feststellen zu müssen, dass der Menschenhandel z.Zt. eine illegale aber sehr lukrative Beschäftigung in unserer Welt ist, der nur noch vom Drogenhandel übertroffen wird.

Die Deutsche Welle berichtet schon 2013, dass die Opferzahl im Menschenhandel in der EU gestiegen ist. Wer sind die Opfer in diesem Handel? Es sind Personen, die zur Prostitution, Zwangsarbeit, Bettelei, Organentnahmen, illegalen Adoptionen gezwungen werden.

Es ist eine wohlorganisierte, sehr lukrative Kriminalität. Es ist schwer vorstellbar, dass in den freien und demokratischen Staaten der EU zehntausende Personen ihrer Freiheit beraubt werden und wie Handelsware gehandelt werden, kritisierte die Kommissarin für interne Angelegenheiten der europäischen Kommission, Cecilia Malmström in einer deutschen Zeitung. “Jedoch und das ist die traurige Wahrheit: Menschenhandel gibt es überall und ist näher bei uns, als wir denken.“

Wir sind dankbar, dass in diesem Jahr die Kampagne der Brüderlichkeit der katholischen Kirche unter dem Motto steht “Brüderlichkeit und Menschenhandel“ mit dem roten Faden “Es ist auch für die Freiheit, dass Christus unsere Schuld auf sich nahm“. Dass dieser ethisch, prophetische Ruf eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft, die Kirchen und Religionen werde. Das Leben eines jeden Menschen ist heilig. Es ist keine Handelsware. Es kann weder verkauft noch gekauft werden. Unser Körper ist Tempel und Wohnung des Heiligen Geistes (1 Kor.6,19). Deshalb muss jeder Angriff auf das menschliche Leben angezeigt werden. Die wirkliche Freiheit muss mit Verantwortung und mit Respekt vor dem Leben gelebt werden. Die gelebte Freiheit in der Verantwortung macht aus uns freie, einfühlsame und glückliche Menschen.

Wenn sich jetzt der internationale Tag der Frauen nähert, wie auch die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien müssen wir über die traurige Realität des Menschenhandels in unserem Land nachdenken. Wir müssen unsere Angst überwinden und Praktiken anzeigen, die das Leben missachten und misshandeln. Die Unantastbarkeit des Lebens zu verkünden, ist eine theologische Aufgabe, da das Leben allgegenwärtig und ein Geschenk Gottes ist. Es ist aber auch eine erzieherische Aufgabe, wir müssen miteinander in unseren Schulen, Ausbildungszentren über die Art und Weise des Menschenhandels in unserem heimischen Umfeld, aber auch wegen der globalen Tragweite diskutieren/handeln. Ohne Zweifel ist das ein komplexes Thema und sehr oft nicht offen sichtbar, sodass es notwendig ist, es in den verschiedenen Ausbildungseinheiten zur Diskussion zu stellen.

Wir glauben an Gott, der die Sklaverei oder den Menschenhandel ablehnt und dagegen handelt, so wie uns das Buch Exodus erzählt, besonders in den ersten Kapiteln. Die Geburtshelfer waren gläubig und beschützten das Leben der Jungen und Mädchen. Gott sah, hörte die Wehklagen, stieg herab und ging mit seinem Volk, um so zu zeigen, dass er sein Volk nicht als Sklaven wollte. Auch die Propheten sind sehr deutlich. Gott liebt die Gerechtigkeit, er arbeitet nicht mit der Korruption zusammen und auch nicht mit dem Verkauf von Armen nur um den Preis von einem Paar Sandalen, so berichtet der Prophet Amos.

Die ethische Frage nach der Freiheit ist eine andauernde für jeden Christenmenschen, der auf der Suche nach einer friedlichen und gerechten Welt ist. Das Erlebnis der bewahrten Freiheit und nicht der Sklaverei, der Apostel Paulus schildert das ganz klar in dem Brief an die Galater. Unsere Verpflichtung ist ein Leben in der Verantwortung für die Freiheit und jede Form von Sklaverei anzuprangern.

Jesus versichert: “Ich bin gekommen, dass alle Menschen Leben haben und dieses in Fülle“ (Joh. 10.10).

Wir glauben, dass eine andere Welt möglich ist. Seien wir ethische Propheten und prangern wir jedes Vergehen in all seinen Formen des Menschenhandels an, indem wir die Freiheit leben und verkünden in der Verantwortung und Verpflichtung für ein Leben aller Lebewesen.

Autorinnen:
Claudete Beise Ulrich – Theologin und Erzieherin, Studienkoordinatorin an der Missions-Akademie, Universität Hamburg
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Doris Kieslich Cavalcante – Professorin in der Evangelischen Gemeinde Lutherischen Bekenntnisses in Fortaleza, Soziologin
 

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