Gedenken an den 9. November - menschliche Herrschaft - politische Reiche - "das Reich Gottes"

07/11/2008


Es ist erstaunlich, was in der jüngeren deutschen Geschichte am
9. November schon alles passiert ist.

9. November 1918: Der Erste Weltkrieg ist vorbei. Deutschland hat den Krieg verloren, Kaiser Wilhelm II. dankt ab. Das Ende des Deutschen Reiches. Vom Reichstag aus ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die „Deutsche Republik aus.

9. November 1923: Adolf Hitler versucht die Regierung zu stürzen und die Macht in Deutschland zu übernehmen. Er scheitert, wird verhaftet und kommt ins Gefängnis, wo er „Mein Kampf“ schrieb.

9. November 1938: Dieser Tag ging unter dem Namen „Reichspogromnacht“  in die Geschichte ein. Mit diesem Datum begann in Deutschland die planmäßige Vernichtung der Juden. Jüdische Geschäfte wurden verwüstet, geplündert oder in Brand gesteckt, Synagogen wurden abgebrannt, Menschen wurden verschleppt, verletzt, getötet. Das Wort „Reichskristallnacht“ (wie Goebbels dieses Ereignis nannte) ist dafür fast schon makaber: als ob nur Glas damals kaputt gegangen wäre.

9. November 1989: Die Öffnung der Berliner Mauer, die Wiedervereinigung Deutschlands beginnt. Auf dem ehemaligen Todesstreifen fallen sich wildfremde Menschen in die Arme und weinen, lachen und singen vor Freude.
Bei all den beschriebenen Ereignissen geht es in der einen oder anderen Weise um menschliche Herrschaft, um politische Reiche.
Ein zentrales Thema der Lehre von Jesus war die Rede vom
„Reich Gottes“ oder der „Herrschaft Gottes“. Insgesamt 95 mal wird in der Bibel berichtet, wie Jesus davon erzählt. Er beschreibt es nie direkt, immer in Bildern, in Gleichnissen. Aber es wird sehr deutlich, was er meint: Ein Mensch, der sich dieser Herrschaft unterstellt, ist einer,
dem Besitz und Macht unwichtig werden,
der auf Status und Geltung verzichten kann,
der Glück nicht nur in der Erfüllung seiner eigenen Wünsche sieht,
der andere nicht beurteilt und verurteilt,
der keine Gewalt anwenden muss, um sich durchzusetzen,
der sogar im Streit Zeichen des Friedens und der Versöhnung setzen kann,
der in seinem Umfeld Verhältnisse schafft, die Ausgrenzung und Trennung verhindern.
Das Reich Gottes ist keine politische Utopie und auch keine religiöse Schwärmerei, sondern eine ganz konkrete Ermutigung zu einer „anderen Vision vom Leben“. Wenn Jesus sagt „das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch“, dann meint er (in den Worten des Theologen Jörg Zink ausgedrückt): Du lebst im Reich Gottes, in dem Maß, in dem Liebe von dir ausgeht.


Autor(a): Paróquia Santo Amaro
Âmbito: IECLB / Sinodo: Sudeste / Paróquia: Santo Amaro (São Paulo-SP)
Natureza do Texto: Pregação/meditação
Perfil do Texto: Meditação
ID: 8320
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