Ostersonntag in einem Krankenhaus in Deutschland: Der Pastor hält den Gottesdienst in der Klinikkapelle. Es kommen wenig Menschen zu diesen Gottesdiensten. Oft schon waren Pastor und Organistin allein. An diesem Ostersonntagmorgen ist eine Patientin erschienen. Pastor und Patientin begrüßen sich. Die Organistin spielt eine fröhliche Ostermelodie, gemeinsam wird ein Lied gesungen. Nachdem er ein Gebet gesprochen hat, schlägt der Pastor vor, dass anstelle einer Predigt (die er zwar vorbereitet hat), sie ein Gespräch über die Bedeutung des Osterfestes führen. Und dann beginnt die Patientin zu erzählen:
„Vor zwei Jahren war ich im Skiurlaub. Bei einer Abfahrt löste sich eine Lawine. Ich konnte es hören – gespenstisch. Ich konnte sehen, wie die Schneemassen von oben auf mich zukamen und ich wusste: Es ist zu spät, es gibt für mich kein Entkommen. So wurde ich von der Lawine verschüttet. Ich war nicht verletzt, aber lebendig begraben. In dem kleinen Loch, in dem ich feststeckte, konnte ich mich kaum bewegen. Wie lange der Sauerstoff ausreichen würde, wusste ich nicht. Um mich herum war es völlig dunkel und still. Ich weiß nicht mehr, was ich gebetet habe, aber eigentlich war in diesem Moment alles was ich gedacht habe, ein Gebet. Und das Eigentümliche war, dass ich mich Gott noch nie so nah gefühlt habe wie dort unter den Schneemassen, den Tod vor Augen. Ich selber könnte nicht sagen, wie lange ich dort unten war. Der Rettungsdienst sagte später es wären drei bis vier Stunden gewesen. Lawinenhunde haben mich aufgespürt, die Helfer des Rettungsdienstes mich freigeschaufelt. Ich war unverletzt. Als ich das Tageslicht sah, war ich wie geblendet und ich konnte nur denken „ich bin vom Tod auferstanden“.
Die Frau erzählte dem Pastor noch, wie viel intensiver, bewusster und auch glücklicher sie seit diesem Erlebnis lebe und welch unglaubliche Freude und Dankbarkeit sie besonders an Ostern spüre.
„Die beste Osterpredigt, die ich je gehört habe“, sagte der Pastor später, nachdem er überraschenderweise statt selber eine Predigt zu halten, einer Predigt zuhören durfte.
Ich wünsche Ihnen, liebe Mitglieder und Freunde der Friedenskirche, ein frohes und gesegnetes Osterfest
Pastor Jörn
(Dank schulde ich meinem Kollegen und Freund Arthur, dem Pastor in dieser Geschichte, der sie mir vor ein paar Jahren sichtlich bewegt erzählte, nachdem er vom Gottesdienst aus dem Krankenhaus kam.)