Der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Erzbischof Dr. Panti Filibus Musa, ist heute im Vatikan mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Im Rahmen der Audienz dankte er für die sich vertiefenden ökumenischen Beziehungen beider Konfessionen. Weiterhin brachte Musa in seinem Grußwort an den Papst seine Dankbarkeit dafür zum Ausdruck, dass dieser das ökumenische Gedenken an das 500. Reformationsjubiläum mitgetragen habe.
„Ihre Gegenwart und Teilnahme am Gemeinsamen Reformationsgedenken in Lund war ein kostbares Geschenk für uns. Sie bezeichnete den bedeutenden Wendepunkt, an dem die katholische und die lutherische Tradition heute stehen: die Konflikte der Vergangenheit bestimmen nicht länger unsere Beziehung, sondern die Einheit als Gabe des Heiligen Geistes“, erklärte der Präsident.
Papst Franziskus nahm Bezug auf das Gemeinsame Reformationsgedenken in Lund und sagte: “Es war wichtig, dass wir uns zuallererst zum Gebet getroffen haben, denn die Gabe der Einheit der Gläubigen wurzelt und blüht nicht als Ergebnis menschlicher Unternehmungen, sondern durch die Gnade Gottes. Nur im Gebet können wir uns umeinander kümmern. Das Gebet ist der Treibstoff für unsere Reise zur vollen Einheit.” Nach seinem Grußwort lud Papst Franziskus alle Anwesenden ein, in das Vaterunser einzustimmen.
Musa, der der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria als Erzbischof vorsteht, wurde begleitet von den Vizepräsidentinnen und -präsidenten der sieben LWB-Regionen, Generalsekretär Pfarrer Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Junge sowie weitere Mitarbeitenden im Büro der Kirchengemeinschaft.
Der LWB-Präsident stellte fest, es sei ermutigend, aus aller Welt Berichte über ökumenische Gottesdienste und neue Ansätze zum gemeinsamen Zeugnis zu hören, die aus dem Gemeinsamen Reformationsgedenken im vergangenen Jahr erwachsen seien: „Wir loben Gott für all diese Gaben!“
Im Zusammenhang mit der in Malmö (Schweden) im Oktober 2016 gemeinsam eingegangenen Verpflichtung, Menschen in Not durch eine engere Zusammenarbeit noch wirksamer zur Seite zu stehen, verwies Musa auf Kolumbien, wo LWB-Weltdienst und Caritas miteinander „im Dienst an denen [stehen], die festhalten an einem flüchtigen Frieden“, und betonte, er sei zuversichtlich, „dass dieser gemeinsame Dienst zukünftig weiter wachsen wird.“ Die Einheit im Leib Christi finde „dort ihren tiefsten Ausdruck […], wo sie uns so verwandelt, dass wir das Doppelgebot der Liebe leben.“
Papst Franziskus erklärte, dass “konkrete Schritte und ausgestreckte Hände” vonnöten seien, um Jesus näher zu kommen. “Das bedeutet, dass wir uns in Barmherzigkeit an die Armen und Niedrigen verschenken.”
Musa erklärte, das Gemeinsame Reformationsgedenken in Lund habe neue Zeichen der Hoffnung gesetzt, insbesondere für die zahlreichen konfessionsverbindenden Familien, „die sonst alles im Leben teilen, aber eben nicht das Brot und den Wein“ am Abendmahlstisch, und die so „auf besonders schmerzliche Weise an diese offene Wunde“ erinnern.
Die zukünftige Arbeit im lutherisch-katholischen Dialog werde, so der Präsident, zusätzlich bereichert durch eine „auf die Seelsorge ausgerichtete Ökumene“, die geprägt sei „von unserer gemeinsamen Berufung, mit den Gläubigen unterwegs zu sein, ihre Lebensgeschichte zu hören und im Gebet zu klären, wozu Gott die Kirche beruft; dazu haben wir gemeinsam Anteil an den Gaben Gottes, mit denen sein Volk gestärkt werden soll.“ Das gemeinsame Abendmahl sei, „nicht nur ein Ziel unseres gemeinsamen Weges, sondern die Crux unserer Beziehung und Speise auf dem Weg des Glaubens“, gerade auch für die konfessionsverbindenden Familien, führte Musa aus.
Durch das Gemeinsame katholisch-lutherische Reformationsgedenken 2016 seien LWB und katholische Kirche einander auf neue Weise verpflichtet, betonte der LWB-Präsident: „Wir haben uns auf den unumkehrbaren Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft begeben und wir wollen ihn nicht wieder aufhören lassen.“
Papst Franziskus sagte: “Wir sind gerufen, wachsam zu sein gegen die Versuchung, auf dem Weg Halt zu machen. In geistlichen, wie im kirchlichen Leben, fallen wir zurück wenn wir anhalten.”
Musa wurde bei der Zwölften Vollversammlung, die im Mai 2017 in Windhuk (Namibia) stattfand, zum LWB-Präsidenten gewählt. Die Vollversammlung bestellte außerdem die Mitglieder des Rates, darunter auch die Vertreterinnen und Vertreter der Regionen: Pfarrerin Dr. Jeannette Ada Epse Maina (Afrika), Desri Maria Sumbayak (Asien), Erzbischof Urmas Viilma (Mittel- und Osteuropa), Pröpstin Astrid Kleist (Mittel- und Westeuropa), Erzbischöfin Antje Jackelén (Nordische Länder), Pfarrer Dr. Nestor Friedrich (Lateinamerika und die Karibik) und Leitende Bischöfin Elizabeth A. Eaton (Nordamerika).