Wir sollten heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen.
Der Weltgeist will nicht fesseln und uns engen,
er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. ...
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen."
(Hermann Hesse)
Liebe Freunde der Friedenskirche,
Für viele Menschen gehört ein Umzug, oft auch in ein anderes Land, auf einen anderen Kontinent, zum Leben dazu. Und doch ist kein Umzug leicht. Ich meine nicht die ganze Arbeit, die damit verbunden ist, sondern ich meine die gefühlsmäßigen Aspekte eines Umzugs. Menschen, die umziehen gehen durch alle klassischen Phasen des Abschieds, wie die Psychologie sie beschreibt:
Zuerst verdrängt und verschiebt man die Gedanken daran,
dann versucht man alles zu erledigen, was getan werden muss,
darauf kommen die ganzen Erinnerungen und Sehnsüchte
und schließlich stellt man sich auf das neue Leben ein.
Viele Leute gestalten ihre Abschiede ganz bewusst und planen z.B. eine große Abschiedsparty. Das ist wichtig für die, die gehen und für diejenigen, die bleiben. Was nur wenige wissen: auch die Kirche bietet ein solches Abschiedsritual an. Nicht als Alternative zur Abschiedsparty, sondern als Ergänzung. Ein solches Ritual im Rahmen eines Gottesdienstes kann eine echte Hilfe sein:
Es können Leute eingeladen werden, mit denen man sich verbunden fühlt, aber in keinem so engen Kontakt stand.
Man selber, gute Freunde oder der Pastor können in ein paar Sätzen Erfahrungen und Erinnerungen, sowie gute Wünsche äußern.
Und mit Handauflegung wird die ganze Familie gesegnet, d.h. es wird ihnen Gottes Beistand für das, was bevorsteht, zugesprochen.
Nach dem Gottesdienst besteht dann bei Kaffee oder einem kleinen Frühstück die Möglichkeit zu ein paar persönlichen Kontakten.
Die Kirche bietet an, die Übergänge im Leben der Menschen zu begleiten, weil es wichtig ist, sich in solchen Zeiten der Hilfe einer guten und wohltuenden Kraft, der Nähe Gottes zu versichern. Die klassischen Gestaltungen solcher Übergänge sind Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung. Aber eben auch ein Umzug, eine Trennung, Einschulung, Schulabschluss oder eine neue Arbeitsstelle.
Wenn Sie für eine solche Lebenssituation gerne eine kleine Feier, ein Ritual oder eine Segnung möchten (ob zu Hause oder in der Kirche oder an einem für Sie speziellen Ort), dann trauen Sie sich ruhig in der Kirche nachzufragen. Sagen Sie es auch weiter.
"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."
So hat Hermann Hesse gesagt. Ich denke, es ist Gott, der uns beschützt und hilft zum Leben. Und es ist sicher gut, sich bei jedem Neuanfang daran zu erinnern.